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Doppelticket

»Musikwahrnehmung ist fast immer auch mit räumlichen Eindrücken verbunden.«

Ein Besuch der Berliner Philharmonie ist nicht nur ein Ausflug in die Musik- sondern auch in die Architekturwelt. 1960—1963 wurde das von Hans Scharoun erdachte Gebäude gebaut. Kaum zu glauben, denn es wirkt auch 50 Jahre später noch hochmodern. Wo hat man schon das Glück einen Musiksaal zu besuchen, der sich mit der Tatsache beschäftigt, dass sich Klang in mehrere Richtungen gleichzeitig ausbreitet. Diese Logik wird in der organisch gestalteten Philharmonie besonders gut umgesetzt.

Bei einem Besuch fällt es oft schwer still zu sitzen. Man möchte um die Musik herumlaufen, sie besichtigen und aus verschiedenen Perspektiven aufsaugen.

Eine gute Idee hatte hier bereits das Konzerthaus mit der Reihe »Mittendrin«. Dort sitzt das Publikum mit dem Orchester in einem großen »Stuhlkreis«. Der Zuschauer ist also ganz mittendrin und kann die Musik aus einer neuen Perspektive betrachten.

Wie wäre es, wenn Konzertsäle wie die Philharmonie eine ähnliche Reihe anbieten, bei dem jeder Besucher zwei Tickets für eine Vorstellung erhält. Das erste Ticket gilt für die erste Hälfte. In der Pause kann sich der Zuschauer, nach einem kleinen Verdauungsspaziergang, dann auf einen zweiten, völlig anders gelegenen Platz setzen. Mit Sicherheit würde jeder Besucher die jeweilige Vorstellung mit ganz anderen Augen betrachten können.